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Ch.-F. Ramuz

Es gab eine Zeit, da sahen einige in C.F. Ramuz (1878–1947) den wichtigsten Dichter der Romandie, wenn nicht gar den Prototyp des Heimatdichters. Diese Etikettierung verfälschte die Wahrnehmung eines Werks, das zu den originellsten und kühnsten des XX. Jahrhunderts gehört. Als Erfinder einer eigenen Sprache, die er sich mit Entschlossenheit gegen die Nachäfferei auferlegt hat, hat Ramuz den Roman von klassischen Konventionen befreit. Seine Geschichten haben zwar das Waadtland und das Wallis als Schauplatz und spielen sich im ländlichen Milieu ab, aber sie handeln von Fragen, deren Aktualität nicht vorbei ist: das Verschwinden allgemeiner Werte, die Ambivalenz individuellen Machtstrebens, die Unfähigkeit zur Kommunikation zwischen Menschen und leere Versprechungen. Diese illusionslosen Feststellungen, von einer tragischen Spannung unterlegt, werden jedoch durch die Suche nach Schönheit und durch lyrische Betrachtungen gedämpft, die von der unablässigen Suche des Menschen nach Einklang mit der Natur sprechen.