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Marie-Claire Gérard-Zai

Professorin für galloromanische Sprachen und Literaturen an der Universität Freiburg und frühere Verlagsbeauftragte beim Office du Livre.

„Im Lauf der Geschichte ändert sich die Geografie. Dasselbe gilt für Sprachen: Geschichte hört nicht auf, die linguistische Landschaft zu gestalten. Von diesem Blickwinkel aus hat das Französische keltische und germanische Einflüsse über sich ergehen lassen müssen, dann jene seiner Kontakte irgendwo in der Welt, die so zahlreich durch die Geschichte geprägt waren. Diese Entwicklung der französischen Sprache fasziniert mich, ganz gleich, ob sie nun weit weg von der heimatlichen Erde oder an ihrem Ursprung fortgesetzt wird. In der Romandie zum Beispiel hat das heutige Französisch ein Vokabular lebendig erhalten, das im Reichtum des kulturellen Erbes und seiner verlorenen Laute verankert ist. Les challandes (Weihnachtsmänner) oder l’escoffier (Schuhmacher) des Mittelalters gehören zu dieser Region, wie es heute noch le bordier (Uferbewohner), la gouille (Pfütze) oder le foyard (Buche) sind. Es lebe das Französisch in seiner reichen Vielfältigkeit!“

Geboren 1945 in Freiburg (Schweiz) und 2018 in Pully (Lausanne) gestorben, hat Marie-Claire Gérard-Zai Politologie und französische und deutsche Literatur in Wien, Florenz, Freiburg und in den USA studiert (doctorat ès lettres, Habilitation und post doctoral fellow an der Indiana State University). Bevor sie Professorin an der Universität von Lausanne wurde und dann Professorin für galloromanische Sprachen und Literaturen des Mittelalters an der Universität Freiburg, war sie Verlagsassistentin beim Office du Livre und Kursleiterin am Institut de Français in Freiburg. Als Mitglied des Fakultätsrats des Mediävistischen Instituts und Autorin und Herausgeberin zahlreicher Publikationen und Texte (u.a. über das Theater im XV. Jahrhundert und die okzitanische Lyrik), ist sie auch auf dem Laufenden über zeitgenössische, u.a. Schweizer Literatur geblieben und interessiert sich ebenfalls für das literarische Schaffen in der Romandie und im Tessin (Plinio Martini, Chasse aux sorcières [1989], übersetzt aus dem Italienischen und mit einem Vorwort von Marie-Claire Gérard-Zai, Editions de l’Aire, Sammlung L’Aire bleue, 2009).

  • Video-Interview mit Marie-Claire Gérard-Zai

    In ihrem Büro in der Universität Freiburg weist Marie-Claire Gérard-Zai 2010 auf die Vorteile der Literatur und ihre Vorliebe für die französische Sprache hin, die sie selbst in Texten, die ihren Ursprung weit weg haben, findet.  
  • Auszug über Plinio Martini

    Im Lauf des Gesprächs zitiert Mme Gérard-Zai auch einen Tessiner Autor, den sie sehr schätzt: Plinio Martini (Cavergno, 1923 – id., 1979), von dem man in einer französischen Übersetzung Chasse aux sorcières, Poésies inédites et Requiem pour tante Domenica (éditions de l’Aire) lesen kann.